Demut: *

 

12/08

 

Demut ist klarste Erkenntnis, die klare Anerkenntnis der Abhängigkeit von Gott. Demut ist Wirklichkeitsannahme und hat nichts mit Unterwürfigkeit zu tun. Sondern mit klarer Annahme dessen, so wie es ist.

Und es ist so: dass Gott uns erschaffen hat, dass Gott uns erlöst

hat und, dass Gott uns eine ewige Zukunft und Heimat ermöglicht hat.

Demut ist die volle Annahme des oben gesagten ohne Ausflüchte in

unsere Scheinwelten.



11/09

Wenn du dich in dieser Welt, nur auf deine Kraft berufst, auf

deine Fähigkeiten, die dir gegeben sind und deine Liebe auf Mitmenschen

ausrichtest, dann hast du und dein Gegenüber, nur dich und dein bisschen Kraft.

Du möchtest gern Harmonie, gepaart mit Gerechtigkeit und Einsicht

der anderen Seite!

Aber weder du noch dein Gegenüber hat die Fähigkeit, dich ganz zu

verstehen und umgekehrt! Es kommt nicht zur Harmonie sondern zur Disharmonie.

Mit Gott, spielt diese Disharmonie nicht mehr eine solch große

Rolle.

Du kannst auf Gott reflektieren und stellst fest, dass du selbst

sehr unvollkommen bist, dass der andere unvollkommen ist und ihr euch also

Beide eigentlich nichts vorwerfen könnt.

Die Reflexion auf Gott der alle Harmonie in sich birgt, tröstet

dich in deiner Vorstellung voll und ganz und lässt dich deinen Partner aus ganz

anderer Sicht sehen. Du forderst von ihm nicht mehr, als er geben kann und du

kannst auch deine Unvollkommenheit dir selbst nachsehen und deine Schuld Gott

zeigen und umkehren, sofern es dir möglich ist.

Möglich ist es immer mit der Liebe Gottes. Die Früchte dieser

Dreieinigkeit: Gott-Nächster-Du, sind Verstehen der Situationen, der

menschlichen Situationen, des Partners und des eignen Standpunktes.

Und aus dieser "Verstehens Sicht" wächst die Harmonie mit den Gegebenheiten. Du übervorteilst dich nicht, überforderst den

Anderen nicht und bleibst auf Gott bezogen realistisch. Und so kommst du voran

trotz aller Schwere von innen her fröhlich und zuversichtlich.

Und das Wichtigste, du lernst verzeihen, du hast Nachsicht, du

siehst auf die Situation und lässt dich nicht verheizen.



Hl. Johannes Chrysostomus

Über die Unbegreiflichkeit Gottes, 5, 6-7



„Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst

erniedrigt, wird erhöht werden“



Ist man wirklich ein Sünder, braucht man keine Demut, um es

einzugestehen. Demut beginnt dann, wenn jemand, der weiß, dass er viel Großes

geleistet hat, nicht eine hohe Vorstellung von sich daraus ableitet. Demütig

ist, wer wie Paulus sagen kann: „Mein Gewissen wirft mir nichts vor“, und, wie

er, sogleich hinzufügt: „… doch bin ich dadurch noch nicht gerecht gesprochen“

(1 Kor 4,4), oder auch: „Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder

zu retten. Von ihnen bin ich der erste“ (1 Tim 1,15). Darin besteht Demut:

trotz der Größe unserer menschlichen Taten uns selbst im Geist  nicht zu erhöhen vor uns

und anderen.


 



Wegen seiner unbeschreiblichen Liebe zu den Menschen nimmt Gott

nicht nur jene an und auf, die sich selbst vor ihm erniedrigen, sondern

auch jene, die freimütig ihre Verfehlungen eingestehen. Er verhält sich geneigt

und wohlgesonnen denen gegenüber, die so geartet sind. Damit du begreifst, wie

gut es ist, von sich selbst keine hohe Meinung zu haben, stelle dir zwei Karren

vor. Spanne Tugend und Stolz vor den einen und Sünde und Demut vor den anderen.

Du wirst erleben, dass der Sündenkarren schneller ist als der Tugendkarren:

gewiss nicht aus eigener Kraft, sondern durch die Kraft der Demut, die mit ihm

ist. Und du wirst erleben, dass der andere Karren überholt, wird: nicht wegen fehlender

Kraft, sondern wegen des Gewichtes und des allzu großen Stolzes.





Hl. Aelred von Rievaulx (1110-1167

Predigt zur Geburt Christi



„Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott?“



Unglückseliger Adam! Was hast du bloß, über die Gegenwart Gottes

hinaus, noch gesucht? Jetzt aber, du Undankbarer, denkst du nach über deine

Untat: „Nein, ich werde sein wie Gott!“(vgl. Gen 3,5). Welch unerträglicher

Stolz! Soeben erst wurdest du aus Ton und Schlamm geformt und willst jetzt in

deiner Anmaßung sein wie Gott? [...] So hat der Stolz den Ungehorsam gezeugt,

die Ursache unseres Unglücks [...]



Welche Demut könnte einen solchen Stolz wieder gutmachen? Welch

menschlicher Gehorsam eine solche Schuld sühnen? Wie könnte ein Gefangener

einen Gefangenen befreien? Wie ein Unreiner einen Unreinen? Ist also dein

Geschöpf, o Gott, dem Verderben ausgeliefert? „Hat Gott seine Gnade vergessen,

im Zorn sein Erbarmen verschlossen?“(Ps 76,10) Nein! „Meine Pläne sind Pläne

des Heils, nicht des Unheils – spricht der Herr“ (Jer 29,11).



Beeile dich, Herr, komm schnell! Schau auf die Tränen der Armen!

„Das Stöhnen der Gefangenen dringe zu dir“(Ps 78,11). Welch glücklicher

Augenblick, welch heller und ersehnter Tag, wenn die Stimme des Vaters ertönt:

„Die Schwachen werden unterdrückt, die Armen seufzen. Darum stehe ich jetzt

auf.“ (Ps 11,6) [...] Ja, „komm uns zu retten, Herr, hilf doch, denn unter den

Menschen gibt es keine Treue mehr“ (Ps 11,2).








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